Terror im Sommercasino mit der Terrorgruppe
PROVOKATIV, AUSGEFALLEN UND WILD - EINE OBJEKTIVE BEOBACHTUNG.
„Punk ist eine Partei und um dazuzugehören braucht es Bier und ein Weltbild, welches nicht der Norm entspricht. Schwarz ist üblich, doch die Offenheit der Punkszene erlaubt vieles. So ist auch ein Auftreten in einem gepunktetem Kleid und Strumpfhosen völlig legitim. Archi, aka MC Motherfucker macht es vor.
Vorweg tischen einem „The incredible Herrengedeck“ auf, was musikalisch alles möglich ist. Schlager, Techno, Country. Doch die Leute sind nicht wegen feierlustigem Trinken zu Schlager gekommen oder zu rauschenden Rave-Party. Das zeigt der Rest des Abends.
Ihr Flachwixer. Tobleronekinder. Ihr härzigen Schweizer, kommt mal aus euch raus.
Mit der Kamera bewaffnet halte ich mich am Geländer vor der Bühne fest. Der erste Menschenkontakt war ein junger Mann, der mir von hinten in die Beine fiel. Ich freute mich, es ging los. Immer wie mehr spürte ich die Energie hinter meinem Rücken, wie sich die Masse langsam zu einem Kreis formt. Ein Kreis, der auf die Explosion wartet um aus sich raus zu kommen. Wie MC Motherfucker wahrscheinlich sagen würde: den Orgasmus und das Abspritzen. Alles was ich an Spritzern spürte waren der Schweiss, der von den langen Haaren auf meinen kahl rasierten Skin-Head tropfte. Und natürlich das Bier an meinem Hinterkopf welches mir langsam den Nacken runter lief. Der Akku und Speicher meiner Kamera wird das Konzert überstehen. Dachte ich. Es war ein tosendes Gewitter, erleuchtet mit rund 600 Blitzen. Ich bahnte mir den Weg nach hinten, um fest zu stellen, dass es dennoch Personen gab, welche Punk nur hören. Eine lange Pause gab es nicht für den Akku Wechsel, denn Punk ist eine Droge.
Einer der neuen Generation Punk muss es sein. Denn, wer so richtig „real“ ist, war schon vor 15 Jahren im Sommercasino und hat der Terrorgruppe ein Bier auf die Bühne gebracht. Als ich den Ledergurt meine Kamera von meinem Handgelenk löste und mir der Schweissgeruch entgegen kam, merkte auch ich, was Punk für ein Rausch ist. Auf dem Heimweg steigt mir ein wohltuender Duft in die Nase. Der Geruch von Schweiss und Bier. Ich blicke auf meine Schuhe herunter, welche anfangs des Abends noch Gelb in die Augen stachen und jetzt bei jedem Schritt mir zuhören gaben, dass ich wie Jesus über das Wasser über Bier ging. War es ein Traum aus dem ich geweckt worden war durch einen Tritt, welchen ich an den Kopf bekommen hatte, als sich welche über den Biersee tragen liessen? Ich scrolle durch die Bilder und sehe wie real das Ganze war. Ein wenig stolz frage ich mich, ob das meine Entjungferung als echter Fotograf einer Reportage gewesen ist.“
DA